Anfang Dezember 2022 sind sie gestartet und haben seitdem schon viele Kontakte geknüpft, Höfe besucht und mit Multiplikatoren gesprochen: Dr. Christine Kanand und Juliane Rabe leiten und koordinieren das Projekt "Öko-Modellregion Münsterland" beim Münsterland e.V. Damit sind sie Ansprechpartnerinnen, wenn es um die Erhöhung des Anteils regionaler Bio-Lebensmittel in der Außer-Haus-Gastronomie, die Stärkung der Vermarktung von bio-regionalen Produkten und den Ausbau der regionalen Bio-Wertschöpfungskette geht. "In allen Münsterland-Kreisen und der Stadt Münster ist der Auftrag, Kooperationen zwischen bioregionaler Erzeugung, Verarbeitung und Absatz herzustellen, um somit die leckere Wertschöpfungskette des Münsterlandes zu erweitern", so Kanand.
Fünf in einem Boot
Im Frühjahr 2022 war das Münsterland vom Land Nordrhein-Westfalen als Öko-Modellregion offiziell ausgewählt worden, im Dezember folgte der Projektstart. Ziele sind der Ausbau des Öko-Landbaus und die Netzwerkbildung in der Region. Die Stadt Münster sowie die Kreise Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf hatten sich unter Federführung des Münsterland e.V. an dem Landes-Wettbewerb beteiligt – sie bilden gemeinsam die Öko-Modellregion Münsterland.
Foto: Münsterland e.V./Philipp Fölting
Dr. Christine Kanand und Juliane Rabe beschäftigen sich bereits seit mehreren Jahren mit den Themen Ernährung und Lebensmittelwirtschaft und sehen in der Region Münsterland viel Potenzial, den Konsum bio-regionaler Lebensmittel zu steigern: Juliane Rabe – gebürtig aus Ostwestfalen und seit mehreren Jahren überzeugte Wahl-Münsterländerin – sammelte nach einem Master in ‚Management der Lebensmittelverarbeitung‘ umfangreiche Berufserfahrung bei einem regionalen Produzenten am Niederrhein. Die dortigen Eindrücke nahm sie mit an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster und forschte mehrere Jahre darüber, wie Menschen in ihrem Alltag motiviert werden können, langfristig und nachhaltig zu handeln. "Hier habe ich gemerkt, wie viel Interesse und Herzblut die Münsterländerinnen und Münsterländer schon für ihre Umwelt mitbringen. Das ist eine gute Basis, um mit dem Projekt auch DAS GUTE LEBEN in der Region zu fördern und zu sichern." Das soll auch in ihre Arbeit für die Öko-Modellregion einfließen: "Ich bin selbst Endverbraucherin und erfahre oft sehr wenig über die Herkunft der Produkte im Supermarkt-Regal. Aus meiner Sicht müssen wir unseren regionalen Lebensmittelherstellerinnen und -herstellern viel öfter ein Gesicht in der Öffentlichkeit geben und ihnen so die Wertschätzung entgegenbringen, die sie verdienen."
Bio oder regional? Am besten beides!
Dabei ist für Rabe die Kombination von regionalen und Bio-Lebensmitteln immer noch unterrepräsentiert: "Ich stehe bei jedem Besuch im Supermarkt vor der Entscheidung, ob ich Bio- oder regionale Lebensmittel einkaufe. Es frustriert mich schon länger, dass es selten beides gibt. Für mich sind bio-regionale Lebensmittel ein wichtiger Ansatz, um auch als Verbraucherin Verantwortung für mehr Umwelt- und Klimaschutz zu übernehmen und die Landwirtinnen und Landwirte bei einer nachhaltigeren Bewirtschaftung ihres Hofes zu unterstützen." Das große Angebot im Supermarkt nähmen immer noch zu viele Menschen als selbstverständlich wahr.
Dr. Christine Kanand ist Schleswig-Holsteinerin und seit 2011 in Münster zuhause. Sie hat als Ökotrophologin an der FH Münster und bei der Agentur für nachhaltigen Wandel "pfadwechsel" intensiv an der praktikablen Umsetzung einer gesunden, ökologischen, sozialgerechten und bezahlbaren Ernährung im Alltag der Außer-Haus-Gastronomie gearbeitet. Davor sammelte sie Berufserfahrung bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und der Vernetzungsstelle Schulverpflegung Schleswig-Holstein. "Ein Schwerpunkt meiner Arbeit war immer die Wertschätzung für Lebensmittel und dazu habe ich in verschiedensten Projekten an der Vermeidung von Lebensmittelabfällen entlang der gesamten Lebensmittelwertschöpfungskette, insbesondere in der Gemeinschaftsgastronomie, gearbeitet."
Als Teil der Öko-Modellregion Münsterland möchte sie (weiter) am Bewusstsein der Münsterländerinnen und Münsterländer für die Herkunft ihrer Nahrungsmittel arbeiten. "Nachhaltige Lebensmittel sind sowohl für unsere Gesundheit als auch für das unersetzliche Ökosystem unserer Erde unverzichtbar. Unser Essen sollte so natürlich und bunt wie möglich sein und es ist wichtig, den Wachstums-, Herstellungs- und Verarbeitungsprozess kennenzulernen und zu verstehen. Das müssen wir auch an unsere Kinder weitergeben. Nur, was wir ihnen vorleben und "voressen", werden sie verinnerlichen und später weiterführen – auch in Kita und Schule." Für die Außer-Haus-Gastronomie sieht Kanand ein klares Ziel: "Menüs müssen klimafreundlicher werden und mit jedem Bissen sollten die Artenvielfalt und Ressourcen geschützt werden."
Erste Projekte anbahnen
In den nächsten Wochen wollen die beiden Projektleiterinnen gemeinsam mit den Kreisen und der Stadt Münster einen konkreten Maßnahmen-Plan für das erste Projektjahr erarbeiten. "Darüber hinaus werden wir viel in der Region auf Achse sein, uns heimische Bio-Betriebe und auch konventionelle Betriebe anschauen. Jetzt heißt es ganz klar: Die Ärmel hochkrempeln und gemeinsam Ideen für das Münsterland schmieden", sagt Rabe.
Münsterland e.V.
Weitere Informationen zum Projekt
Im Verbundprojekt "Öko-Modellregion Münsterland" arbeiten die vier Kreise des Münsterlandes sowie die Stadt Münster gemeinsam mit den Landwirtschaftskammern und den LEADER-Regionen zusammen. Unter Leitung des Münsterland e.V. werden von 2022 bis 2025 folgende Ziele verfolgt: Die regionale Land- und Ernährungswirtschaft nach ökologischen Maßstäben stärken, für die Menschen der Region ein möglichst umfangreiches Angebot bio-regionaler Lebensmittel schaffen und damit Lebensgrundlagen schützen sowie das Tierwohl steigern.
Die Vernetzungsstelle beim Münsterland e.V. startet deshalb mit verschiedenen Maßnahmen, um die Quote bio-regionaler Zutaten in der Außer-Haus-Gastronomie zu erhöhen und Regale mit Bio-Produkten aus dem Münsterland im Lebensmitteleinzelhandel zu etablieren. Zusätzlich soll die Herstellung weiterer bio-regionaler Produkte angeregt werden. Das Projekt wird durch das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes NRW gefördert.