Solawi: Neue Wege in der Direktvermarktung

Bergisches Rheinland

Unter dem Titel "Neue Wege in der Direktvermarktung - Das Modell der Solidarischen Landwirtschaft" versammelten sich am 5. März im Ratssaal in Engelskirchen etwa 40 Landwirte und Landwirtinnen, Verbraucher sowie Vertreter und Vertreterinnen aus verschiedenen regionalen Organisationen und der (kommunalen) Politik.

Die Veranstaltung, im hybriden Format organisiert vom Netzwerk Solidarische Landwirtschaft und dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, hatte in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer NRW und der Öko-Modellregion Bergisches RheinLand dazu eingeladen, gemeinsam die Potenziale und Grenzen des SoLawi-Modells im Bergischen Land zu diskutieren.

Betriebsindividuell entscheiden

Zur Begrüßung gaben Frank Herhaus, Dezernent für Planung, Regionalentwicklung und Umwelt im Oberbergischen Kreis, sowie Ursula Jandel, Geschäftsführerin der Kreisstelle Lindlar der Landwirtschaftskammer NRW, einen Einblick in die regionalen Strukturen und die Landwirtschaft vor Ort. Die Landwirtschaft im Bergischen als Grünlandregion ist vor allem geprägt durch viele Familienbetriebe und den deutlichen Schwerpunkt auf der Erzeugung von Rindfleisch und Milch. Durch die Marktferne und wegen einer eher eingeschränkten Produktpallette ist das Bergische zwar kein typisches Gebiet für Regionalvermarktung, allerdings wurden bereits in den 1990er-Jahren Aktivitäten unternommen, um eine Regionalvermarktung zu ermöglichen und die Regionalmarke „Bergisch Pur“ entwickelt. „Die Bergische Landwirtschaft ist offen und interessiert an neuen Modellen“, so Ursula Jandel.

Klaus Strüber, Berater mit Fokus auf Solidarische Landwirtschaft und Hofübergaben, präsentierte in seinem Vortrag das Konzept der solidarischen Landwirtschaft – kurz Solawi: „Dieses Modell ermöglicht es, die langfristige Stabilität landwirtschaftlicher Betriebe zu sichern, indem die jährlichen Gesamtkosten von Verbrauchern getragen werden. Gerade in einer Zeit, in der die Landwirtschaft mit ständig wachsenden Herausforderungen konfrontiert ist, bietet das neuartige Direktvermarktungsmodell der Solawi einen vielversprechenden Ansatz“, so Strüber.

Außerdem stellte der freiberufliche Berater einige Praxisbeispiele von Landwirtinnen und Landwirten vor, die sich dazu entschieden haben, ihren Betrieb (teil)umzustellen. Es wurde deutlich, dass es hier nicht den einen „klassischen Solawi-Betrieb“, sondern vielmehr eine Vielzahl an unterschiedlichen Betriebsstrukturen und auch Solawi-Betriebsformen gibt, die hier in der Praxis umgesetzt werden.

Wo liegen die Potenziale?

Im Folgenden stellte Dr. Nico Paech von der Universität Siegen das SolaRegio Projekt vor und gab einen Einblick in die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Faktoren, Motivation und Beweggründe von Betrieben zur Umstellung auf Solawi. Auslöser der Umstellung waren laut einer Umfrage mit bestehenden Solawi-Betrieben zum Beispiel die Notwendigkeit, ein weiteres betriebliches Standbein angesichts akuter finanzieller Engpässe aufzubauen, die Verarbeitung von Wertekonflikten zu Aspekten wie Lebensmittelverschwendung, Klima und Biodiversität sowie auch der Einfluss von Frauen im Betrieben als maßgebliche Impulsgeberinnen. Frank Herhaus präsentierte den Zuhörerinnen und Zuhörern die Öko-Modellregion Bergisches RheinLand, erläuterte die Ziele und Projekte und verdeutlichte die Bedeutung einer nachhaltigen Entwicklung in der Region.

Die Veranstaltung endete mit einer Podiumsdiskussion, in der die Potenziale der solidarischen Landwirtschaft und die Herausforderungen eine Umstellung aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet wurde. Hierzu waren aus dem Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW Hans Leser, Franz Bellinghausen als Kreisvorsitzender der Kreisbauernschaft Oberbergischer Kreis, Klaus Strüber und Bernd Schmitz von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) und gleichzeitig Betriebsleiter des Hanfer Hofs im Rhein-Sieg Kreis gekommen. Die Diskussion bot Raum für einen intensiven Austausch über die Vorteile und Potenziale des Solawi-Konzepts im Bergischen Land sowie für Herausforderungen einer Betriebsumstellung und Unterstützungsmöglichkeiten durch Politik und Beratung.

Mit dieser Veranstaltung setzte das SolaRegio Projekt einen wichtigen Impuls für mögliche alternative Vermarktungswege und eröffnete neue Perspektiven für eine nachhaltige Direktvermarktung im Bergischen Land.

Hannah Fischer,

Landwirtschaftskammer NRW

 

Interesse an der SolaWi?

Landwirtinnen und Landwirte sowie Gärtnerinnen und Gärtner haben die Möglichkeit, im weiteren Projektverlauf zum Thema Umstellung auf Solidarische Landwirtschaft begleitet zu werden. In diesem Rahmen werden gemeinsam mit Beraterinnen und Beratern Konzepte für die (Teil-)Umstellung des Betriebs erarbeitet. Sollten Sie daran interessiert sein, tragen Sie sich bitte hier ein: https://events.hifis.net/event/1253/ Hierbei handelt es sich nicht um eine verbindliche Anmeldung. Sie bekunden hiermit lediglich ihr Interesse daran, weitere Informationen zur Teilnahme per Email zugeschickt zu bekommen