Nachhaltig unterwegs: Kulturelle Wanderung mit Einblicken in eine Biobäckerei

Niederrhein

An zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden wanderten rund 40 Teilnehmer um die Halde Norddeutschland in Neukirchen-Vluyn, um den Tag anschließend in der Biobäckerei Schomaker bei einer niederrheinischen Kaffeetafel in Bioqualität ausklingen zu lassen.

Die Neugier auf die "Dong", eine Landschaftsinsel geformt von der Saaleeiszeit, geprägt von Landwirtschaft und markant überragt von der Halde Norddeutschland, sowie auf die original niederrheinische Kaffeetafel in 100 % Bioqualität war groß. Schon zwei Wochen vor dem ersten Veranstaltungstermin waren alle Plätze ausgebucht. 

Zu den Wanderungen trafen bei schönstem Sonnenschein zu beiden Terminen Teilnehmer nicht nur aus Neukirchen-Vluyn ein, auch aus Moers, Kamp-Lintfort, Krefeld und Duisburg gab es regen Zuspruch. Gleich zu Beginn, passend zur Einkehr, ging es zur "Alten Mühle". Hier konnte rasch der Bogen zur Biobäckerei Schomaker geschlagen werden. Die hochwertigen, biologisch angebauten Zutaten, die frei von chemischen Düngemitteln und Pestiziden angebaut wurden, werden dort, wie damals in der "Alten Mühle" in Steinmühlen zu vollwertigem Mehl vermahlen. Keine Mühle ohne Waage. Diese befand sich bis 1908 im Gebäude gegenüber der "Alten Mühle". Es wurde 1750 erbaut und kurz vor dem später drohenden Abriss von der Familie Heimbach erworben. Die Nachfahren Mechthilde und Wilfried Heimbach wohnen noch heute dort und luden die Wanderer kurzfristig in ihren Garten ein, um über ihre Zeit in der "Dong" zu erzählen. 

Im weiteren Verlauf ging es durch die hier vorherrschende Donken- und Kendellandschaft. Die höherliegenden Donken boten gute Möglichkeiten zum Ackerbau, während die tiefer liegenden Kendel oftmals als Weideland genutzt wurden. Aufmerksam wurde nun jeder An- und Abstieg und die dazugehörige Landschaft wahrgenommen. Diese Landschaft setzt sich bis zum niederrheinischen Höhenzug im Westen fort und ist Teil des regionalen Gebietes, aus dem die Biobäckerei Schomaker große Teile ihrer Zutaten bezieht. Auch heute prägt die landwirtschaftliche Nutzung die "Dong". Seien es Getreide- oder Maisfelder, alternativ Weidelandschaft, begleiten den weiteren Weg. 

Unübersehbar ist jedoch auch der Einfluss des Steinkohlenbergbaus. Immer im Zentrum der Rundwanderung ragt die Halde Norddeutschland 102 Meter in den Himmel. Über die kommenden Kilometer stehen dann Themen wie die Rettung des Waldes in Deutschland durch die Steinkohle als auch die Errichtung der erforderlichen Infrastruktur im Mittelpunkt. Während man gerade noch auf eine nie gebaute Eisenbahnstrecke schaut, steht man wenig später neben den Resten des Schachtes Norddeutschland. 

Entlang der Halde geht es dann schließlich zurück zur Biobäckerei Schomaker. Hier warten schon gedeckte Tische auf die Wanderer. Bei Krinteweck, Kruut, Kaas un Schwattbrod bowe drop - übersetzt bei Rosinenbrot, Rübenkraut, Käse und Schwarzbrot mit Leberwurst - eben einer niederrheinischen Kaffeetafel, wird das Erfahrene vertieft und der Biokaffee genossen. 

Aber noch ist der Tag nicht zu Ende. Nachdem alle Wanderer wieder bei Kräften sind, lädt Till Schomaker, Sohn des Inhabers Andreas Schomaker und ebenfalls Biobäcker aus Überzeugung, zum Rundgang durch die Biobäckerei. Die etwa einstündige Führung ist voller Informationen und begleitet von vielen interessierten Fragen. Trotz aller Maschinen setzt die Biobäckerei auf traditionelle Backmethoden, die den Geschmack und die Textur der Produkte verbessern und ihnen eine besondere Note verleihen. Jedes Produkt geht immer mindestens einmal durch die Hände eines Bäckers. Spezielle Rezepturen werden EDV-gestützt und grammgenau zusammengewogen. Eine Grafik zeigt, wie auch die regionale Wirtschaft durch die Biobäckerei profitiert. Kommen doch die meisten Zutaten vom Niederrhein. Teils verkaufen die Lieferanten gleich auch wieder, die daraus erzeugten Produkte in ihren Hofläden. 

Da handwerkliche Bäckereien mit einer großen Vielfalt an Broten und Gebäck, einschließlich spezieller Rezepturen und saisonaler Produkte, welche auch noch zu 100 % aus Bioprodukten hergestellt werden, nicht mehr so häufig zu finden sind, bevorzuge ich diese als Natur- und Landschaftsguide für den unteren Niederrhein zur Einkehr und auch für Start oder Ende einer Wanderung. Wer zum Beispiel auf dem Bergbauwanderweg Niederrhein oder auch dem Jubiläumsweg rund um Neukirchen-Vluyn unterwegs ist, für den sind es nur wenige Minuten vom Weg bis zu den gesunden, nachhaltigen und geschmackvollen Alternativen zu industriell hergestellten Backwaren. 

Für diejenigen, die lieber mit dem Fahrrad den Niederrhein erkunden, gibt es auf den Webseiten der Biobäckerei Schomaker vier Vorschläge für Radtouren, die allesamt die Bäckerei als Ziel haben.

Die Kooperationsveranstaltung zeigt, wie einfach touristische und kulturelle Angebote zu Multiplikatoren für den Ökolandbau werden können. Mit Gästeführungen durch die Natur und der Einkehr bei Bio-Produzenten unterstütze ich die Öko-Modellregion Niederrhein bei der Aufklärungsarbeit für mehr Wertschätzung unserer regionalen Bio- Landwirte und Bio-Handwerksbetrieben. Mit dem Motto „Gemeinsam für mehr Umwelt- und Klimaschutz, gemeinsam für mehr Bio bei dir“. Mehr zu den Zielen der Öko-Modellregion Niederrhein unter: www.ömr.de.

Quelle: Natur- und Landschaftsführer Jürgen Weiß - www.WanderWegeWelt.de